800 Jahre Elbingerode
der Festumzug; 27.08.2006

Im Jahre 1206 wurde Elbingerode/Harz das erste mal urkundlich erwähnt. Aus diesem Anlaß fanden im Jubiläumsjahr 2006 verschiedene festliche Veranstaltungen statt. So berichtete ich bereits über die große Bergparade am 21. Mai. Um das Thema abzuschließen, möchte ich an dieser Stelle über den großen Festumzug zur 800-Jahrfeier berichten.
Bei diesem Umzug präsentierten die Elbingeröder ihre Ortsgeschichte, die Entwicklung sowie den Alltag in der Harzstadt.

Angeführt wurde der Festumzug von einem Herold zu Pferde in den Stadtfarben und mit der Standarte von Elbingerode.

Ihm folgten die Fahnenträger mit den Flaggen von Europa, Deutschland und Elbingerode. Dahinter die Flaggen der Partnerstädte Purhus / Dänemark, Chambourcy / Frankreich, Velke Opatovice / Tschechien, Altenau und Gehrden. Weiterhin der zur Einheitsgemeinde Stadt Elbingerode gehörenden Orte Rübeland und Königshütte sowie die Flagge des Landkreis Wernigerode.

Zu den Fahnenblock gehörten auch die Wappenträger mit den Wappen von Rübeland (links), Elbingerode (mitte) und Königshütte (rechts). Diese Orte sind zur Einheitsgemeinde zusammengeschlossen.

In historischer Kleidung und mit Amtskette präsentierten sich die Bürgermeister.
Von links: Andreas Flügel / Elbingerode, Rudi Beutner / Ratsvorsitzender des Stadtrates, Uwe Andefuhr / Rübeland und Helmut Geikler / Königshütte.

Vetreter aller Partnerstädte liefen im Festumzug mit. Hier die Delegation aus dem französischen Chambourcy.


Nun folgt eine kleine geschichtliche Darstellung der Harzstadt.
Der Harz als Reichsbannforst -
Das Bodfeld

Im Jahr 936 wird erstmals die kaiserliche Jadpfalz Bodfeld, unweit der heutigen Stadt Elbingerode, erwähnt.

Zwischen 944 und 1068 fanden sich hier nachweislich 17 mal deutsche Kaiser und Könige samt Gefolge ein. Am 05. Oktober 1056 verstarb Kaiser Heinrich III in Anwesenheit von Papst Viktor II auf der Kaiserpfalz Bodfeld.

Die Adelsfamilie um Ritter Ludwig von Elbingerode war im 13. Jh. im jungen Elbingerode beheimatet.

Eine Chronik von Helmbold von Bossau berichtet, dass mehr als 600 Holsteiner Familien ihre Heimat verließen und sich im Harz ansiedelten. Mit der Herkunft der Siedler aus dem Gebiet nördlich der Elbe (Nordalbinger) ist der Ursprung und der Name von Elbingerode in Verbindung zu bringen.

Der Bergbau und die damit im Zusammenhang stehende Forstwirtschaft waren über Jahrhunderte die Haupterwerbsquellen von Elbingerode. In den reichen Erzlagerstätten in der Umgebung von Elbingerode wurde nachweislich seit über 1.000 Jahre Eisenerz gewonnen. Die mittelalterlichen Revieren befanden sich am Mittelberg, Rothenberg, Büchenberg, Bomshai und Tönichen, dem Ahrensfeld und am Großen Graben. Verhüttet wurde es in den Eisenhütten entlang der Bode.
Die geschichtliche Darstellung wurde vom Bergbauverein "Freunde des Eisenerzbergbaus Büchenberg" e.V. dargestellt. Der Elbingeröder Verein beschäftigt sich unter anderem auch mit der Montangeschichte und führte in der Vergangenheit Versuche zur historischen Verhüttung von Eisenerz durch. Ein Mausklick auf das Bild führt zum Bericht über die Rennofenversuche.

Im Mittelalter entwickelte sich das Handwerk und Gewerbe. Es war stets abhängig von der wirtschaftlichen Situation des Bergbaus.
Um ihr Dasein aufzubessern, betrieben die Leute kleine Landwirtschaften. Über 200 Jahre war der gemeinschaftliche Kuhaustrieb typisch für die Harzstadt. Ebenso typisch für die Region war das Harzer Rotvieh, eine Rinderart, die fast ausgestorben war, aber heute durch Rückzüchtungen in einigen Harzorten (z.B. Tanne) wieder gehalten wird.

Im 14. Jh. setzte in Europa eine über 300 Jahre andauernde Klimaveränderung ein, die als "Kleine Eiszeit" bezeichnet wird. Zudem grasierte in jener Zeit die Pest. Viele Menschen in Europa kamen dabei um. So starben zu dieser Zeit die europäischstämmigen Siedler auf Grönland aus, die holländischen Grachten waren bis Ende Mai gefrohren und Norwegen verlor 60% der Bevölkerung an Hunger, Pest und Kälte. Durch den Tod vieler Bauern und Kaufleute sowie den Mißernten durch die langanhaltenden Frostperioden wurde Getreide mit Gold aufgewogen und unbezahlbar.
Das Mehl für Brot wurde durch andere Zutaten, wie zum Beispiel Mohn gestreckt. Viele Aggressionen bauten sich unter der überlebenden Bevölkerung auf. Menschen, die nicht ins Gemeinschaftsbild passten oder gegen die persönliche Vorurteile gebildet wurden, bezeichnete man unter dem religösen Segen als Hexen oder Ketzer, folterte ein Geständnis heraus und verbrannte sie nach kurzem Prozess auf dem Scheiterhaufen. Vor allem junge Mädchen fielen der aggressiven Situation zum Opfer.
Dieses Kapitel, was als finsteres Mittelalter bezeichnet wird, machte auch vor Elbingerode nicht halt. Im Jahr 1540 wurde ein Hexenprozess geführt, in dem vier Frauen angeklagt waren.

Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Stolberg-Wernigerode sehr schnell durch. In Elbingerode wird 1535 Lucas Kruse als erster evangelischer Geistlicher erwähnt. Am 11. März 1654 wurde in Elbingerode Heinrich Georg Neuß geboren. Der Superintendent der Grafschaft Stolberg-Wernigerode war Dichter verschiedener Kirchenlieder und Begründer des ersten Wernigeröder Waisenhauses.
Bei drei Stadtbränden (1610, 1735, 1858) wurden die Kirchen von Elbingerode zerstört. Sie wurden stets aus eigener Kraft und mit Hilfe der Landeskirche wieder aufgebaut. Die Modelle zeigen die Kirchen von 1615-1753, 1766-1853 und unsere heutige Kirche von 1863.

Zur Jahrhundertwende 16. / 17. Jh. hatte der Eisenerzbergbau eine Blütezeit. Denn zu dieser Zeit benötigten die europäischen Waffenschmieden sehr viel Eisen.
Politische Spannungen, wirtschaftliche Interessen und der Kampf um die religöse Vorherrschaft der katholischen Liga und der evangelischen Uninon versetzten Europa zu dieser Zeit in ein hochexplosives Pulverfaß. Nachdem 1618 in Prag ein paar Leute unglücklich aus dem Fenster fielen, war der zündende Funke gegeben und Europa stürzte in eine der größten Katastrophen der Geschichte - dem 30-jährigen Krieg.
In unserer Region wüteten die Heere des kroatischen Kriegsherren Tilly sehr grausam. In ihrer verzweifelten Situation und zum Selbstschutz formierten sich die als "Harzschützen" bezeichneten Truppen. Bis 1648 wechselte die Besetzung des Ortes durch kaiserliche und schwedische Truppen. Mehrfach zogen plündernde und meuchelnde Truppen durch das Amt Elbingerode. Der Bergbau kam zum erliegen und es breitete sich eine große wirtschaftliche Not aus. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde Opfer des Krieges.

Wie schon erwähnt wüteten drei Stadtbrände in Elbingerode und zerstörten jedesmal die Stadt fast vollständig. Mit einfachen Löschmitteln war die Bevölkerung den Flammen meist wehrlos ausgesetzt.
Beim Stadtbrand von 1753 wurde das Schloß zerstört. Es wurde nie wieder aufgebaut. Einige Ruinenteile und der Schloßpark weisen heute noch auf das Gebäude hin.
Als Konsequenz aus dem letzten Stadtbrand von 1858 wurde Elbingerode von Marktscheidern aus dem Bergbau auf dem Reißbrett entwurfen und danach wieder errichtet.
Seitdem prägt das Stadtbild ein quadratisch angelegtes System aus breiten Straßen.
In der weiteren Zukunft wurde die erste Feuerwehr gegründet
und über die Jahrzehnte stets ausgebaut und modernisiert.

Vom 17. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. befand sich das im Königreich Hannover liegende Amt Elbingerode im Dreiländereck zum Herzogtum Braunschweig und der zu Preußen gehörenden Grafschaft Stolberg-Wernigerode. Die verwirrende Kleinstaaterei in Deutschland wurde dem französischen Marschall Belleisle zum Verhängnis. 1744 reiste er als Gesandter des französischen Königs zum Preußenkönig Friedrich II, um diesen in eine Allianz gegen England und Österreich einzubinden. Da die preußische Poststation in Elbingerode auf dem hannoverschen Gebiet lag, ließ der hannoversche Amtman Meyer den französischen Marschall am 20. Dezember 1744 in Elbingerode verhaften.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt im Jahr 1806 plünderten und besetzten französische Truppen Elbingerode. Die Harzstadt kam zum napoleonischen Königreich Westfalen. Von 1807 - 1813 wurden französische Truppen in Elbingerode einquartiert. Das Freikoorps Herzog von Braunschweig leistete aktiven Wiederstand gegen Napoleon. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, im Jahr 1813, zogen sich die Franzosen zurück. Nach der Niederlage der napoleonischen Truppen rechneten die Siegermächte beim Kieler Frieden, 1814, hart mit den unterlegenden Ländern ab. Dänemark verlor beispielweise die Provinz Norwegen an Schweden. Das Amt Elbingerode wurde wieder Teil des Königreichs Hannover. Bis zum Preußisch-Österreichischen Krieg, 1866, blieb das Amt Elbingerode auf dem hannoverschen Gebiet. Da die Hannoveraner auf der Seite von Österreich kämpften und geschlagen wurden, kam das Gebiet um Elbingerode zur Preußischen Provinz Hannover.

Im Jahr 1867 bildeten sich die ersten Turnvereine. Später folgten Radvereine und nach der Jahrhundertwende Fußball- und Handballvereine.

In der 2. Hälfte des 19. Jh. setzte die Industrialisierung ein. Der Eigenlehnerbergbau am Büchenberg und Großen Graben wurde verstaatlicht, die Grube "Drei Kronen & Ehrt" nahm die Schwefelkiesförderung auf. Neben dem Eisenerzbergbau begann auch der Aufschwung in der Kalkindustrie und viele Arbeitsplätze wurden in den neuen Steinbrüchen geschaffen. Weiterhin entwickelte sich eine metallverarbeitende Industrie und August Matthies gründete den Elektrobetrieb "Harze Leuchten", dessen Produkte Elbingerode überregional bekannt machte. 1886 bekam Elbingerode mit der Rübelandbahn (Blankenburg - Tanne) einen Bahnanschluß. Doch nachdem bis zur Mitte des 19. Jh. der Eisenerzbergbau seine Blütezeit erlebte und modernisiert wurde, wurde der Bergbau am Büchenberg Ende des 19. Jh. eingestellt.
Zudem bildten sich viele Handwerksbetriebe. So zum Beispiel das Sattlerhandwerk, Tischlerhandwerk und Fleischerhandwerk.
Stellvertreten für die vielen traditionsreichen Betriebe möchte ich hier die Nachbildung der Kleinbrauerei Neubauer abbilden.
Von 1897-1968 wurde hier "Neubauer's Braunbier" gebraut. Hugo Neubauer betrieb dann bis zu seinem Tod ein Getränkehandel, der vielen Elbingerödern sicher im Gedächtnis geblieben ist.

Es folgte die Jahrhundertwende zum 20. Jh. und später der 1. Weltkrieg, 1914-1918. In der Weimarer Republik entwickelte sich Elbingerode zum Kur- und Erholungsort. Zuerst waren es Wanderer und Skiläufer, die den Ort besuchten. Später folgten "Sommerfrische" und Kuraufenthalte. Die Reisenden kamen mit dem Bus oder der Bahn. Es wurden Besuche in die Rübeländer Tropfsteinhöhlen sowie Wanderungen und Kutschfahrten zum Brocken angeboten.

Möglichekeiten zum Rodeln und Skilaufen machten Elbingerode attraktiv.
Doch nach den "Goldenen Zwanzigern" folgten die Weltwirtschaftskriese, Inflation und Massenarbeitslosigkeit.

In den 20er Jahren wurde ein weiteres, große Kapitel für Elbingerode begonnen.
1921 musste die in Vandsburg / Ostpreußen ansässige Schwesternschaft ihr Mutterhaus verlassen und wurde in Elbingerode ansässig. Ihr neues Mutterhaus bekamm den Namen "Neu Vandsburg". In den 30er Jahren wurde ein neues Gebäude mit Kirchsaal und Schwimmhalle gebaut.
Die weitere Entwicklung vom Mutterhaus bis zum größten Arbeitgeber der Region wird in diesem Bericht noch dargestellt.

Das "3. Reich" begann zunächst mit einem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Arbeitslosigkeit konnte bekämft werden. Laut Führerbeschluß wurde 1936 der Eisenerzbergbau am Büchenberg wieder aufgenommen und es entstand ein modernes Großbergwerk mit zwei Schachtanlagen. Elbingerode blieb unter dem Motto "Kraft durch Freude" Urlauberort.
Bei Opel in Rüsselsheim wurden mit den Modellen 1,2 Liter und P4 die ersten Volksautos gefertigt.
(Ein Mausklick auf das Foto verlinkt die Typenvielfalt jener Zeit.)
Ich schreibe bewußt "Volksauto" denn mit dem Projekt "Volkswagen" verarschte Hitler zuerst die deutsche Bevölkerung. Mit dem Erwerb von Aktien konnte sich der "kleine Mann" den Erwerb eines Autos für Jedermann sichern. Das Geld wurde jedoch in die Rüstung gesteckt.

Statt in einem Familienauto fanden sich dann viele Kleinaktionäre auf einen Sitz in einem VW Kübel, zunächst auf der Fahrt an die polnische und französische Front, später auf den langen Weg an die Ostfront, wieder.

Der Krieg ging zunächst fast spurlos an der kleinen Harzstadt vorbei. Als dann im Frühjahr 1945 die Alliierten bereits auf dem Weg zum historischen Treffen auf der Torgauer Elbbrücke waren, versuchten ein paar Unverbesserliche im Harz den Krieg zu gewinnen und leisteten erbitterten Widerstand. Die Folge war ein schwerer Artilleriebeschuß von Elbingerode. 219 Elbingeröder wurden Opfer des 2. Weltkriegs.

In den Jahren 1941-1945 wurde im Mutterhaus Neu-Vandsburg ein Lazarett eingerichtet. Daraus entwickelte sich in der Nachkriegszeit das über die Grenzen der Region bekannte Krankenhaus.

Ende April 1945 wurde Elbingerode von Amerikanischen Truppen besetzt.

Laut Abkommen von Jalta wurde es aber schon bald im Rahmen des Gebietsaustausch an die russische Besatzungsmacht abgegeben und gehörte nun zur russischen Besatzungszone.

Unter sowjetischer Vorherrschaft folgten 44 Jahre Sozialismus, Planwirtschaft

und die Gründung der DDR am 07. Oktober 1949.

Die sozialistische Bodenreform und der Zusammenschluß zu großen Agragenossenschaften, kurz LPG, spielte hier oben keine große Rolle. Die in der Umgebung von Elbingerode liegenden Wiesen- und Weidenflächen wurden weiterhin in Eigenregie bewirtschaftet und dienten zur Selbstversorgung des eigenen Viehs, später zum Verkauf von Heu an Agrarbetriebe. Aber viele private Kleinbetriebe wurden verstaatlicht. Die Kalkwerke wurden zum Kombinat Harzer Kalk und Zementwerke - HKZW - zusammengeschlossen. Die Eisenerzgrube wurde zunächst modernisiert und bekam zwei neue Schachtanlagen und einen direkten Bahnanschluß. Die Jahresfördermenge sollte auf 1 Mio. Tonnen Erz erhöht werden. Doch unverständlicher Weise folgte 1970, kurz vor Inbetriebnahme der zur neuen Hauptförderung dienenden Schachtanlage III, im sowjetischen Interesse, die Stillegung der Grube Büchenberg. Damit ging das mit einer über 900-jährigen Geschichte, traditionsreiche Kapitel Eisenerzbergbau zu Ende. KDF hieß nun FDGB und Elbingerode wurde mit neuen Ferienheimen und einem großen Campingplatz noch stärker zum Urlauberort ausgebaut.
Die "Volksautos" bestanden nun zum Teil aus Kunststoff und kamen aus der traditionsreichen Automobilbaustadt Zwickau.
Ein Klick auf das Bild verlinkt zur Geschichte.

Am 13. August 1961 wurde der Eiserne Vorhang errichtet. Obwohl Elbingerode nicht im Sperrgebiet lag, blieb allen Bürgern der Region die kaum 15 km entfernt liegende Grenze allgegenwertig. Von allen Teile der Umgebung konnte man die so nahen aber dennoch unerreichbaren Gipfel vom Brocken und Wurmberg sehen.

Während des wirtschaftlichen Niedergangs des Sozialismus regte sich 1989 in der DDR Widerstand. Die Bürgerinitiative Neues Forum wurde gegründet und es gab die ersten Protestkundgebungen. Dann kam der Abend des 26. Oktober 1989. 70.000 Bürger aus Leipzig formierten sich zum Demonstrationszug über den Innenstadtring. Das Volk der DDR stand in diesem Moment nur einen Fußbreit vor dem Bürgerkrieg. Gespannt und mit Gänsehaut verfolgten wir an diesem Abend die Nachrichten. Bis um 21.45 Uhr, in dem "heute Journal", die Nachricht kam, dass die Demonstration friedlich und unblutig beendet wurde. Nach dem Aufatmen begannen überall im Land große und kleiner Kundgebungen gegen das SED-Regime. Die Welle des Widerstandes und die politische Wende erreichte auch bald Elbingerode.
In den Tagen überschlugen sich förmlich die Nachrichten. 09. November 1989 - mit unglaublichen Erstaunen sahen die Bürger der DDR die Bilder wie die Mauer in Berlin überrannt wurde. Am nächsten Tag bildeten sich vor dem elbingeröder Rathaus lange Schlangen um das Visum zum Besuch der BRD abzuholen. Danach setzte sich der Tros von Trabant, Wartburg und anderen Fahrzeugen in
Richtung Westen in Bewegung. Auch diese Bilder gingen um die Welt.
Neun Jahre danach hatte ich mit diesem Thema schon abgeschlossen und ich traf in Norwegen eine Australierin. Als sie erfuhr, dass ich aus Ostdeutschland kam, fragte sie mich nach meinen Gefühlen beim Mauerfall. Mit einem Schlag waren die Erinnerungen wieder lebendig. Die junge Frau aus Brisbane hörte mir bei meine Erzählung gespannt zu, während ich mich wunderte, welches Interesse diese Gischichte Down Under weckte...

Nach der Wende passierte sehr viel in Elbingerode. Der Ort wurde über viele Jahre moderniesiert und schön gestaltet. Das maroden System von Abwasser-, Trinkwasser- und Elektroversorgung wurden modernisiert. Elbingerode erhielt Erdgasanschluß und durch den Wegfall der ewig miefenden und gesundheitstötenden Braunkohleabgase wurde das Leben erträglicher und der Ort konnte den Titel "Luftkurort" mit Recht tragen.
Es gründeten sich viele neue Vereine, wie z.B. der Harzklub Zweigverein Elbingerode. Bereist bestehende Vereine knüpften Kontakte zu Partnervereinen in den alten Bundeländern oder im Ausland.

Mit viel Arrangement und in großer Eigeninitiative wurde eine Heimtstube mit einer Ausstellung zur Ortsgeschicht aufgebaut.

Wirtschaftlich veränderte sich sehr viel. Durch den Zusammenbruch der sozialistischen Planwirtschaft und der Übernahme durch die BRD fielen viele Abnehmerbetriebe der Klakindustrie den neunen Markstrategien zum Opfer. Die Kalkwerke wurden umstruktuiert, effektiv modernisiert und gingen an die Fels-Gruppe. Dadurch wurden viele Arbeitsplätze des einst größten Arbeitgeber der Region abgebaut.

Im letzte verbliebenden Bergbaubetrieb - die Schwefelkiesgrube "Einheit" - wurde am 01.August 1990 der letzte Hund im Zentralschacht gefördert. Damit ging der traditionsreich untertägige Bergbau in Elbingerode entgültig zu Ende.

Um die Tradition für nachkommende Generationen zu erhalten wurden in den ehemaligen Bergwerken Grube Büchenberg und Grube Einheit sehr schöne Schaubergwerke geschaffen.
Das Schaubergwerk Büchenberg im Norden und das Besucherbergwerk Drei Kronen & Ehrt im Südosten, sind heute die größte Touristenatraktion von Elbingerode. Ein Besuch dieser Einrichtungen kann ich nur empfehlen.

Um die Tradition des elbingeröder Bergbaus weiterhin zu bewahren, gründete sich der Förderverein "Drei Kronen & Ehrt" e.V. In Zusammenarbeit des Landesverbandes der Berg- Hütten- und Knappenvereine Sachsen-Anhalt e.V. organisierte der Verein die große Bergparade am 21. Mai 2006 in Elbingerode.
Ein Klick auf das untere Foto verlinkt den Bericht zu dieser Veranstaltung.

Nach der Wende wurden aber auch viele mittelständige Unternehmen und damit neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Firmen BoReK, Riedel und Rieger möchte ich hier als Beispiele erwähnen.

Aber nun zu einer Einrichtung, die sich von einem evangelischen Schwestern-Stift zum größten Arbeitgeber der Region entwickelt hat.
Ich erwähnte es schon bei der Geschichte der 20er Jahre - das Mutterhaus Neu-Vandsburg.

Die Geschichte diese Hauses vom Einzug 1921, dem Lazarett von 1941-1945, dem daraus entstandenen Krankenhaus mit Haushalts- und Krankenpflegeschule, Entbindungsstation
bis zur modernen Rehebilitationklinik für Abhängigkeiterkrankungen und dem modernen Ärztehaus wurde im Festumzug dargestellt.

Zum gesellschaftlichen Leben in Elbingerode gehört natürlich auch der Sport. Der TuS Elbingerode ist der größte Sportverein im Ort. Zu ihm gehören unter anderem die Sektion Fußball, mit zwei Herren und einer Damenmannschaft, eine erfolgreiche Handballmannschaft und eine Volleyballmannschaft.

Zudem die Motorsportsektion, mit einer Motocross und Motorradtrailgruppe nebst Crossgelände.
Die Tischtennissektion hält große partnerschaftliche Beziehungen zu den Sportlern aus der dänischen Partnerstadt Purhus, die mit einer Delegation im Sportlerblock mitliefen.

Die größte sportliche Bedeutung spielte über viele Jahrzehnte der nordische Wintersport. Er wurde in der Schule stark gefördert. Neben den Schulen von Hasselfelde und Benneckenstein stellte die Elbingeröder Schule jährlich zwei jugendliche Wintersportler dem Kader der KJS Oberhof. Aus ihren Reihen stammt eine erfolgreiche Wintersportlerin. Die Elbingeröderin Petra Sölter - heute Petra Jung - gewann neben einigen nationalen Titeln, WM-Bronze im 4x5km Staffellanglaufrennen bei der nordischen Ski-WM in Oslo, 1982. Im Einzellauf über die selbe Distanz belegte sie den 7. Rang.

Zur elbingeröder Tradition spielen die Osterfeuer auch eine große Rolle. Mit 4-5 großen Osterfeuern, die eine Höhe bis zu 18m erreichen, ist Elbingerode die Osterfeuerhochburg im Harz.
Ein Muasklick auf das Bild verlinkt das Thema.

Die Ortstafel von Elbingerode im Festumzug. Hier handelt es sich nicht um eine Huldigung der Heimatstadt. Nein diese Ortstafel gehört zur Partnergemeinde Elbingerode im niedersächsichem Landkreis Osterrode/Harz.
Mit diesem Bild will ich den Bericht und das Thema zur 800 Jahrfeier von Elbingerode/Harz ausklingen lassen. Ich persönlich konnte bei dem Umzug nicht dabei sein, da meine Firma an diesem Wochenende vier 34m hohe Regalfahrzeuge im Tiefkühllager von Dr. Oetker in Wittlich aufstellten. Dies ist der aufreibendste Moment beim Bau eines Hochregals. Jeder Mann wird da gebraucht. Von vielen Leuten hörte ich aber, dass der Umzug ein großartiges Ereignis war. Daher möchte ich an dieser Stelle den Organisatoren und den vielen Mitwirkenden für ihr Arrangement ein großes Kompliment und großen Dank aussprechen.
Weiterhin bedanke ich mich bei folgenden Fotografen für die zur Verfügung gestellten Fotos.

Foto: G.Breutel, M.Breutel, A.Spormann
F.Spormann, J.Spormann, R.Zinke
Text: A.Breutel / Sortland, 08. September 2006

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