Treffen historischer Landmaschinen
in Bagnolo In Piano (RE); 25.04.2009

Don Camillo und Peppone - wer kennt sie nicht? Viele Generationen haben sich schon über die Filme des ungleichen Paares amüsiert.
Die Filme des schlagkräftigen Priesters Don Camillo und des kommunistischen Bürgermeisters Peponne spielen in dem fiktiven Dorf Boscaccio. Als Kulisse dient das kleine Städtchen Brescello in der norditalienischen Region Emilia-Romagna, Provinz Reggio Emilia.
Wer die Filme kennt, wird wissen, dass wie in diesem Filmszene, die sozialen Konflikte in einer stark von der Landwirtschaft geprägte Region gelöst werden. Viele in der Poebene erzeugten Produkte, wie der Parmaschinken, der Parmesan-Käse und die Pastasouce Bolognese, machten diese Region weltbekannt.
Der Besitz von landwirtschaftlichen Maschinen ist dann auch bei vielen Familien in der Region seit weit über einen Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit. Am Giorni di Libertà - dem Tag der Befreiung - fand in Bagnolo In Piano (unweit von Brescello) ein großes Treffen historischer Landmaschinen statt. Dazu wurden weit mehr als 50 historische Traktoren, Raupenschlepper, landwirtschaftliches Gerät und als Krönung ein Dampflokomobil ausgestellt.

In einem großen Convoy, bestehen aus mehr als 30 fahrbereiten Schleppern, fuhren die Teilnehmer durch die Via Romana zum Piazza Garibaldi. Die Parade war ein großes Erlebnis für alle Freunde der gepflegten Feinstaubentwicklung und des lärmenden Sounds langsamarbeitender, großvolumiger und selbstzündender Einzylinder Motoren.

Eigentlich war es dem Zufall zu verdanken, dass ich auf dieses Treffen aufmerksam wurde. Ich sah zwar schon an den Vortagen, dass eine Sperrung der Innenstadt zum 25.04. bevorstand,
aber ich dachte eher daran, dass eine politische Veranstaltung zum Giorni di Libertà der Grund für die gesperrte Innenstadt war.
Wir kamen grad von der Baustelle, als die Parade auf dem großen Parkplatz vor unserem Hotel startete. Ich sagte zu meinem Kollegen, "Cool! Ne Träckerparade!" Schon schnappte ich die Kamera und los ging es!
Um die Fahrer und deren mühevolle Arbeit zur Restaurierung der historischen Traktoren zu würdigen, fange ich auch mit Bildern der Teilnehmer der Parade an.
Leider wird wohl kaum einer von ihnen auf diesen Webbericht aufmerksam und kann sich und sein Oldtimer wiedererkennen.
So auch nicht der Fahrer des Porsche Super 308.
Viele italienische Typen entziehen sich einfach meiner Produktkenntnis. So muss ich sie unkommentiert ziehen lassen.
Der 1951 gebaute Steyr ist da schon ein bekannteres Modell.
Aus dem Jahr 1946 der CSFA Titano.
OM 512 R.
Diese traumhafte Restauration muss einfach nur veröffentlicht werden!
Made in Germany - ein schöner alter Deutz. Und ich sag noch zu meinem italienischen Kollegen, "Questo no Giorni di Libertà! Questo Giorno di tradimento!"
Die barbusige Sinora, für die sich dieser Traktorist interessiert, hab ich nicht entdeckt! Aber... ein traumhafter Landini 25 aus dem Jahr 1951!
Man beachte an diesem 35er Landini die Transmissionsscheibe. Der wie ein LANZ tönende Einzylinder gibt hier ein Beispiel, worauf ich später zurückkomme.
Und wieder Made in Germany - diesmal ein Schlüter. Diese Traktorenschmiede baute mal sehr brutale Schlepper. Aber leider sind alle vom Aussterben bedroht. Kaum sieht man noch einen aus der Münchener Traktorenfabrik. Inzwischen ist die Firma nach Nürnberg umgezogen und trägt den Namen Egelseer Traktoren GmbH.
Wenn man an langhubige 2 Zylinder V-Moteren denkt, denkt man an was? Natürlich an Harley Davidson! Aber auch Lombardini hat sie in ihre Schlepper verbaut!
Wenn dann ein Pott und ein Rad geklaut wird, kommt sowas raus! Nicht viel kleiner war der luftgekühlte Pott einer 2.5er ETZ.
"Resi, i hol di mit meim Traktor ab," So schmetterte es mal Wolfgang Fiereck auf Vinyl. Aber warscheinlich hat die Sinora einen viel schöneren Namen als "Resi" und heißt wohl "Antonietta", "Francesca", "Sabrina" oder "Katia";-).
Ein Klick auf das Bild führt zu dem Gassenhauer.
LEYLAND! Wenn ich LEYLAND höre... da fählt mir immer mein alter 109er Landrover ein... Das waren Zeiten... Da nannten sie mich noch Daktari... Da war die Welt noch in Ordnung...
Jetzt kommen mal zwei italienischer Classiker. Nicht nur der Fahrer... sondern auch der 1960 gebaute 18er FIAT!
Dito! Es verrät nicht nur die Mütze des Fahrers. Aber auch hier sind zwei Classiker unterwegs! Ein Beispiel italienische Schlepper-Baukunst ist dieses Kraftpacket. 1956 bracht FIAT diesen 70 PS Schlepper auf dem Acker.
Noch ein wenig mehr Leistung packte Farmall in diesen fast 100 PS starken Schlepper. Die Kraft ist dann kaum vorstellbar. Das Drehmoment kaum zu schlagen. Aber die Bedeutung der engen Vorderradführung kann ich mir nicht erklären.
Hier ein schöner Landini R 3000 aus dem Jahr 1966.
Traumhaft restaureit - OFM aus dem Jahr 1966.
Der Fordson Super Dexta aus dem Jahr 1964 wird in der Poebene auch gut Dienste geleistet haben!
Mit dem SAME Panther wird es etwas moderner. Aber über SAME stolpern wir gleich noch.
'Ja wo bleiben sie denn?' denkt sich wohl der Fahrer des 1961 gebauten Landini 30. Aber mir dünkt es als waren manche Fahrer so alt wie ihre Schlepper...
Trallala und Zettel verdreht... Ein weiteres Kraftpacket aus dem Hause SAME.
Ein guter alter Field Boy 31 aus dem Jahr '61
1960 baute FIAT diesen 80R und brachte richtig Power auf den Acker!
Noch mal Made in Austria - Noch mal Steyr.
SAME Centauro 65 - sieht mächtig aus, bringt aber nur 65 PS auf die Beine. BJ 1980.
Bei diesem SAME 47 besteht noch Restaurationsbedarf. Aber dafür ist er wohl im Originalzustand seit 1960 im Einsatz!
Austria - 3 Points! Steyr 18 aus 1960.
USA for Italia! Der Hirsch verrät es! John Deere Power in voller Größe!
Dieses Bild verrät wieviel Menschen in einem JOHN DEERE 5500 passen. Einer mehr als Elefanten in einem VW Käfer!

Nicht alle Traktoren fuhren in der Parade mit. Einige kamen mit Tiefladern zum Treffen, andere waren sehr mühsam zu starten.

Die ganz alten und edlen Schlepper standen vor dem Rathaus, auf der Piazza Garibaldi.

Landini-Parade No. 1
Landini-Parade No. 2
Landini-Parade No. 3
und No. 4

Ich möchte mal bitten dieses Foto nicht gleich zu überspringen, sondern es sich mal genau zu betrachten. An diesem sehr gut erhaltene Landini Velite aus dem Jahr 1934 sind traumhafte Relikte historischer Schlepperbaukunst zu erkennen. Allein die Stahlräder mit Spurkranz an der Lenkachse und Zahnkranz an der Treibachse sorgten für beste Traktion auf dem schlammigen Acker. Zudem lassen der Glühkopfmotor und die Transmissionsscheibe für unterschiedliche Transmissonsarten das Herz einens Schlepperfans höher schlagen. Schade, dass meine Jungs aus dem Harz, die historische Schlepper restaurieren, nicht hier waren.

Etwas vom Zahn der Zeit angenagt ist dieser Landini.

Die Produktionsaufnahme des Super Landini fand im Jahr 1934 im Landiniwerk in Fabbrico statt. Der Schlepper tat gute Dienste in der Urbarmachung der sumpfigen Landschaft Norditaliens.
Rechts im Bild ein Uh 6023 Super Landini, links ein Super Orsi aus dem Jahr 1939.

Traumhaft restaurierter Super Landini.

Ein paar Jahrzehnte jünger - der Landini 4000 aus dem Jahr 1960.

Aber wobei es sich bei diesem seltsamen Relikt der Landini Landmaschinenproduktion handelt, weiß ich auch nicht. Man sieht es aber nicht alle Tage!

Daneben steht aber das interessantestes Obejekt des Treffens.
Das 1924 bei Merlin et Cie in Vierzon (Frankreich) gebaute Lokomobil ist eine Rarität für jeden Technikfan.
Der edel polierte und fein restaurierte Messingdampfkessel ist eine Augenweide für jeden Schlosser und Metallbauer. Ein phantastisches Beispiel edler Metallbaukunst!
Man betrachte neben dem traumhaften Zustand auch die Lenkachse und die riesigen Transmissionsscheiben.

HL steht für Heinrich Lanz in Mannheim. Mit diesem 12er LANZ Bulldog war ein schönes Objekt der traditsionsreichen Fabrik ausgestellt.
Leider stand er fotografisch ungünstig. Aber man beachte den liegenden Zylinder des Glühkopfmotors. Bei der Berührung des Mauspfeils mit dem Bild setzt sich ein baugleicher deutsche Bruder in Bewegung...
Auch an diesem Schlepper dominieren die großen Transmissionsscheiben.
Für Leute der jüngeren Generation, die sich nicht erklären können wozu diese Scheiben dienen, stellte ein Modellbauer eine Szene aus jener Zeit dar, als die Kraft der Schlepper über die Transmissionsriemen anderes landwirtschaftliches Gerät angetrieben hat.
Im Originalen war diese historische Dreschmaschine im Gespann mit einem Landini L35 zu bestaunen.

Weiter gehts mit eine weiteren großen italienischen Traktorenmarke. In Treviglio bauten seit 1942 die Gebrüder Francesco und Eugenio Cassani Traktoren der Marke SAME.

SAME-Parade No. 1
SAME-Parade No. 2
SAME-Parade No. 4

Mit Allradantrieb und Knicklenkung für die beste Traktion ausgerüstet - FIAT 251R Mountiainer aus dem Jahr 1963.

Zwei weitere Same. Der Leone 70 und Super Cassani.

Mit dem 45 PS starkem NUFFIELD Universal gesellt sich ein alter Britte zu den Norditalienern.

Bei der Gelegenheit beantworte ich dem Tuningmichl mal die Frage, "Wo ist eigentlich Linkionär André?" Der ist Träckerfahren in Italien:-)

In schöner Eintracht OM 513 und OM 512 aus den 60er Jahren.

Ein Stück Eisen, ein wenig Lack - fertig ist der Hanomag. Hier im Bild Hanomag R55. Aber Leute! Keine bayovarische Fahne an ein Fahrzeug der Hannoversche Maschinenbau AG! Das tut uns Norddeutschen doch weh!!!

Neben den sehenswerten, historischen Traktoren war noch viel seltsames Gerät ausgestellt.

„Das einzig Starke an Dir ist Deine Moto Guzzi Aber sonst bist Du ja so ein Fuzzy“!
Das ist die Textzeile eines der schönsten Lieder von Udo Lindenberg - "Cowboy Rocker" vom Album "Unter die Haut".
Ein Klick auf das Bild bringt die musikalische Untermalung der Reportage!
Diese Textzeile fällt mir grundsätzlich ein, wenn mir der Name Moto Guzzi über den Weg läuft. Aber Landmaschinen hätte ich mit der sonst für gute Töffs bekannten Marke nicht in Verbindung gesetzt. Aber mann lernt immer dazu!

Selbstverständlich dürfen historische Raupenschlepper bei einem Treffen historischer Landmaschinen nicht fehlen.

Dieses sehr schöne Schmuckstück hört auch noch auf den wohltönenden Namen "SALA MOTOMECCANICA". Wie beim oben erwähnten 1934er Landini Velite sollte man sich in aller Ruhe mal die sehenswerte Mechanik anschauen.

Zweimal Landini. Auch unter den Raupenschleppern darf diese Marke nicht fehlen.
Oben:Landini CL 35
Unten: Landini C 25

Ein wares Monster unter den präsentierten Raupenschleppern war der INTERNATIONAL TD 24. Die Dimension des amerikanischen Bulldozers wird erst mit dem abgebildeten Tiefladerzug deutlich. Der TD 24 wurde von 1947-1959 in Melrose Park, Illinois produziert.

Während bei einem Fahrzeugtreffen in Deutschland der Bierstand und die Würstchenbude von Bedeutung sind, sitzen die italienischen Oldtimerfans gemütlich beim gemeinsamen Pastaessen zusammen.

Im Gegenverkehr der Träckerparade entdeckt - Willys Jeep in US Army Design. Von 1942-1945 wurden bei Willys-Overland sagenhafte 370.000 Exemplare des Urjeeps gebaut.

Zurück zum Anfang der Geschichte.

Nicht nur das sich Don Camillo und Peppone vor dem Rathaus und der Kirche von Brescello grüßend gegenüberstehen, den beiden Filmhelden ist in der kleinen Stadt noch ein Museum gewidmet.
Viele Relikte, Plakate und Fotos aus den Filmen sind hier zu sehen.
Neben dem Moto Guzzi-Gespann auch der M 41 "Walker Bulldog", mit dem im Film auf eine sturköpfige Art einige soziale Probleme gelöst werden sollten.
Diese eigensinnige Charkterart werden wohl neben einigen Freunden auch grad die beiden Frauen, die mir sehr nah stehen, wiedererkennen;-)

Foto: + Text: André Breutel
Bagnolo In Pianao (RE), 28.04.2009