Bilkyrkogården Kyrkö Mosse i Ryd
Der Autofriedhof Kyrkö Mosse in Ryd
André Breutel

Es gibt sie noch. Die letzten Autofriedhöfe in den Wäldern Europas. Ob Chatillon in Belgien oder Kyrkö Mosse und Båstnäs in Schweden. Es sind unglaubliche Plätze inmitten unsere umweltbuwussten Gesellschaft. Aber trotz des Landschaftsfrevels bestechen die Plätze durch eine einmalig Schönheit. Hier scheinen sich die Natur mit der Technik liebevoll zu umarmen.

Der Autofriedhof Kyrkö Mosse bei Ryd hat ein völlig anderes Gesicht als der Autofriedhof von Båstnäs. Wer Båstnäs kennt, ist dann auch ein wenig enttäuscht von Kyrkö Mosse. Die Fahrzeuge hier sind etwas älter. Es handelt sich viel um Modelle aus den 30er - 60er Jahren. Zum Teil sind sie bis zur unkenntlichkeit verstümmelt und verrottet. Leider machte sich hier auch der Wandalismus mit zunehmenden Bekanntheitsgrad sehr breit. Daher sind fast alle Autos und die Behausungen auf dem Gelände in letzter Zeit zerstörrt und beraubt wurden. Das enttäuschenste ist aber die Natur selbst. Die Vegetation ist hier sehr langweilig. Statt einer sich alles einverleibenden Wildnis, wie sie in Båstnäs das atemberaubende Erscheinungsbild ist, gibt es hier eher den langweiligen Industriewald mit großen Nadelbäumen in lockerer Anordnung auf Torfboden. Somit sind Motive von überwuchernden Pflanzenwuchs an den Wracks sehr rar.
Auch die Geschichte ist eher unspektakulär. Doch die politische Entscheidung über diesen Platz ist ziemlich seltsam und bietet dem Leser eine große Überraschung. Doch nun zu den Fakten.
Der Grund und Boden in der Nähe der Ortschaft Ryd, im Schwedischen Småland, gehörte Åke Danielsson, der hier in den 30er Jahren Torf gewann. Er lebte in einem kleinen Häuschen direkt hier im Wald. Durch sein technische Geschick baute er aus gebrauchten Teilen seine eigene Maschinerie zur Torfgewinnung, Transport und Weiterverarbeitung. Nach 20 Jahren gab er den Torfabbau auf. Inzwischen hatte sich grad bei den Bauern in der Umgebung sein Geschick herumgesprochen und viele Maschinen wurden ihm zur Reperatur gebracht. Weiterhin begann er mit der Altautoverwertung und bastelte viel in seinem Schuppen. Alles was er nicht mehr brauchte, landete links und rechts neben seinem Schuppen im Wald. Das ging bis zum Ende der 80er Jahre so. 1992 gab er hier auf und ging ins Altersheim, wo er 1999 im Alter von 85 Jahren verstarb. Seine Autowracks, der ganze andere Schrott, seine Schuppen und Behausung blieben im Wald Kyrkö Mosse zurück.
Während seines altersgerechten Leben im Altersheim erwarben die Brüder Stig und Bengt Svensson den Platz. Doch schon bald schaltete sich die Umwelt- und Baubehörde ein und verlangte den Wald bis zu einer Frist vom 30.11.1998 zu beräumen und drohten Åke Danielsson und seinen Nachfolgern mit einer Strafe von 10.000 SEK. Doch eine Beräumung war wegen des veregneten Sommer und Herbst 1998 sowie aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht möglich. Arangierte Bewohner von Ryd und das Småland-Museum kämpften um den Erhalt des Platzes als "Kulturplatz" um der sonst sehr unatraktiven Region eine Sehenswürdigkeit zu bieten. Der Streit wurde erbittert mit der Umwelt- und Baubehörde, sowie der Kultur- und Freizeitbehörde geführt. Bald daraufhin berichteten Journalisten verstärkt über die Aktivitäten in den landesweiten Medien. Letztendlich wurde sogar die Regierung in Stockholm damit konfrontriert, die in einigen Debatten im Parlament eine Entscheidung fällte, um ein Schlussstrich unter die Affäre zu ziehen. Die Schwedische Regierung beschloss, dass die Kommune bis 2050 den Platz erhalten darf und ihn als regionales Tourismusziel nutzen kann. Bei der Enttscheidung geht man davon aus, dass sich die Autos und die Probleme bis dahin durch den natürlichen Prozess von selbst aufgelöst haben. Einen Schutz als offizielles Denkmal gab es dabei nicht.

Viele Liebhaber des verrotenden Altmetalls in der Schweiz und den benachbarten Ländern werden sich nun fragen, warum das nicht mit Herrn Messerlis Platz der "Schlafenden Schönheiten" in Kaufdorf möglich war...

Die meisten Wracks in Kyrkö Mosse reihen sich direkt am Zufahrtsweg von der Hauptstrasse zu den alten Behausungen auf.

Ein Spazziergang entlang der ganzen verottenden Volvos, Saap, Ford, Opel und anderen Typen ist somit sehr bequem und intereassant. Wobei es auch hier selbst für den Laien noch einige seltsame Dinge zu bestaunen gibt.

Es wurden gut 150 Wracks hier im Wald vergessen. Die meisten sind bereits bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und vergammelt.

Andere hingegen sind noch gut zu erkennen und man kann den Fahrzeugtyp eindeutig bestimmen. So auch dieser Vauxhall Viva.

Hier vergammelt ein Ford Anglia am Wegesrand.

Auch wenn er bereits stark deformiert und halb im Moor versunken ist, kann man die Fahrzeugform des Käfers noch gut erkennen.

Auch der Buckel-Volvo ist selbst im stark ausgeschlachtetem Zustand immer wieder erkennbar.

Völlig erschlagen und platt liegt dieser Volvo Duett unter einem Baum.

Der Opel Rekord P1 ist an seiner Fensterform unverkennbar.

Der Austin A 30 bot für mich das schönste Wrackmotiv in diesem Wald.

Ein weiterer Volvo PV544 vergammelt am Wegesrand.

Um dieses Opel Rekord B-Coupé ist fast schon ein wenig schade. Aber auch dieser Wagen gibt ein schönes im Torfboden eingewachsenes Wrackmotiv ab.

Ein weiterer Austin A 30 parkt seit Jahrzehnten hier im Wald.

Hier kann man noch erahnen, dass es sich mal um ein '38er Opel Olympia handelte.

Dieser wuchtige Volvo PV800 bietet ein weiteres schöne Wrackmotiv.

Bei diesem Wrack war ich fast der Meinung, dass es sich um ein Opel handelt. Entweder um einen Kadett oder Olympia. Aber die Türen passen überhaupt nicht dazu.

Dieses Coupé war das einzige Wrack, was eine schöne Bemoosung hatte.

Damit kommen wir auch in die Rubrik "Pflanzenbewuchs am Autowrack".

An diesem Wrack machen sich einige Fichten zu schaffen. Doch wenn sie mal groß sind, wird von dem Wrack sicher nicht mehr viel übrig sein.

Durch die Frontscheibe dieses Wracks bahnt sich ein kleines Bäumchen den Weg in die Höhe.

Dieses Wrack war das einzige Wrack andem sich so richtig die Natur vergriff. Bereits mehrere Bäume durchbohrten die Fahrzeugteile. Der Kotflügel fällt sicher nicht mehr in die Hände von Souvenirjäger.

Die Steuerkette ist sicher noch mal zu gebrauchen...

Mit Entsetzen stellten wir fest, dass hier Radiodiebe am Werk waren!

Auch hier fehlten einige Sachen im Innenraum.

Das gewaltigste Wrack im Wald bei Ryd ist dieser aufgebockte und ausgeschlachtete Volvo Bus.

Wrackstillleben mit Fahrrad.

Wrackstillleben mit Ölfass.

Wrackstillleben mit geleerter Flasche.

Nur noch grober Schrott!

Ein weiteres vertümmeltes und nicht mehr erkennbares Wrack.

Anhand dieses Fotos kann man sich vorstellen, dass im Jahr 2050 wirklich nicht mehr viel von den Autos übrig ist.

Von diesem Wrack ist auch nicht mehr viel übrig.

Eine schöne Heckansicht vom Wrack im Schwedischen Wald.

Schrott und Natur vereinen sich in Kyrkö Mosse.

Auch mit diesem Schlepper ist nicht mehr viel los. Hier nützt auch kein handwerkliches Geschick mehr etwas!

Der Autofriedhof Kyrkö Mosse ist sehr einfach zu finden. Er liegt ca. 2 km westlich der Ortschaft Ryd im Schwedischen Småland. An der Rv 119 ist er durch diesen Wegweiser gut gekennzeichnet und kann kaum verfehlt werden.

Foto + Text: André Breutel / Unhošt, 02.12.2012

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