Bilkyrkogården i Båstnäs
Der Autofriedhof in Båstnäs
André Breutel

Es gibt sie noch. Die letzten Autofriedhöfe in den Wäldern Europas. Ob Chatillon in Belgien oder Kyrkö Mosse und Båstnäs in Schweden. Es sind unglaubliche Plätze inmitten unsere umweltbuwussten Gesellschaft. Aber trotz des Landschaftsfrevels bestechen die Plätze durch eine einmalig Schönheit. Hier scheinen sich die Natur mit der Technik liebevoll zu umarmen.

Die Geschichte vom Autofriedhof von Båstnäs klingt ebenso unglaublich, wie dieser Platz ist. Inmitten der schwedischen Wildnis, 20 km abseits der nächsten größeren Siedlung und direkt an der norwegischen Grenze, gründeten die Gebrüder Ivansson 1955 eine kleine Autowerkstatt. Im Prinzip verdienten die Brüder ihren Lebensunterhalt mit allerlei Geschäften rund ums Automobil. Sie reparierten Autos und betrieben eine Autoverwertung. Sie hatten eine Genehmigung zur Entlagerung von 500 Autos. Dann kamen sie auf eine ganz große Idee. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs bis in die 60er Jahre gab es in Norwegen eine große Nachfrage nach Autos. Zudem machten hohe Einfuhrzölle in Norwegen den Besitz eines Klein- oder Mittelklassewagen für den Normalbürger unerschwinglich. Geprägt durch die Wohnlage der Ivanssons in der Nähe einer der berüchtigten Schmugglerrouten bestand ihr Supercoup darin Gebrauchtwagen nach Norwegen zu schmuggeln. Aber nicht als Ganzes. Denn eine Gesetzeslücke untersagte nicht die Einfuhr von Autoersatzteilen nach Norwegen. So beschafften sich die Ivanssons eine große Anzahl von Gebrauchtwagen in Schweden, zerlegten sie in ihrer Werkstatt, brachten die Einzelteile nach Norwegen und setzten sie dort zu gebrauchsfähigen Fahrzeugen zusammen. Zum Teil verkauften sie die Fahrzuge an norwegische Autoschrauber, die sie restaurierten und weiterverkauften. Der Coup funktioniert bis in die späten 60er Jahre. Dann lockerten die Norweger ihre Gesetze und Einfuhrzölle und die Fahrzeuge der Ivanssons waren nicht mehr gefragt. Zurück blieben mehr als 1000 Autos im Niemandsland von Båstnäs. 1986 gaben die Ivassons dann auch Grund und Boden sowie ihre Werkstatt auf. Seitdem liegt der Platz mit seinen vielen Autos fast unangerührt in der schwedischen Wildnis.

Heute lockt der Autofriedhof jährlich ein paar hundert Fotografen und Insider in die schwedische Wildnis. Sie kommen überwiegent aus Skandinavien, aber auch aus Mitteleuropa. Es sind weniger Autofreaks, sondern mehr Fotografen mit künstlerischen Arbeitszielen. Die Bilder vom Bilkyrkogården i Båstnäs sind im Internet weitverbreitet und wurden auf Fotoausstellungen präsentiert. Einige Zeitschriften aus ganz Europa berichteten über diesen Platz und es erschienen einige Bildbände. Unter anderem auch in Deutschland.

Meine fotografischen Ziele bei dem Besuch bestanden darin ein paar schöne Wrackstillleben zu finden und die Rückeroberung der Natur über unseren Frevel zu dokumentieren.
Eins meiner Tageshighlights ist das Bild vom vergessenen Mercedes vor dem verlassenen Haupthaus der Ivanssons. Ein Bild was den Verfall einer Gesellschaft und die typischen skandinavischen Landflucht nicht besser dokumentieren kann.

Hinter zwei verlassenen Schuppen rostet ein Opel Rekord friedlich vor sich hin. Die Natur verleibt langsam alles in sich ein.

Als wäre das Kaffekränzchen grad beendet. Aber die Motoren der Autos sind schon lange erkaltet.

Neben einen Schuppen wurden vor Jahrzehnten ein Käfer und Peugeot abgestellt und dort vergessen.

Der SAAB 93 sonnt sich schön in der Herbstsonne.

Die einstigen Gebrauchtwagen parken an der Straße nach Mon. Wobei ich jetzt mal ein paar Fahrzeuge genauer vorstellen will.

Natürlich liegen hier auch Autos von deren Existenz ich vorher nichts wusste. So zum Beispiel dieser Ford Thames Freighter aus dem Jahr 1961.

Auch diesen Kleinbus kann ich in keine Schublade packen.

Diese seltsame Gefährt, bei dem es sich der Bauart nach um eine Postauto handelt, zog mein Interesse sehr an.

Nicht nur, dass es sich um ein shön bemoostes Wrack handelt, sondern vielmer, da mich die seltsame Form begeisterte.

Zudem scheint es sehr stabil zu sein. Denn es zeigt sich sehr wiederstandsfähig gegen Rost und Verfall. Bei den zwei Fahrzeugen tippte ich daher auf ein schwedisches, unbekanntes Fabrikat. Bei meine Recherchen fand ich herraus, dass es sich um ein Kalmar KVD440/441 handelt. Diese Fahrzeuge wurden zwischen 1969-1971 in der Kalmar Mekaniska Verkstad für die Schwedische Post gebaut.

Dieser Opel Kadett A sollte auch nach Norwegen gebracht werden. Nun wächst er langsam in die Natur ein.

Neben der Limousine vergammelt auch ein heute seltener Opel Kadett A Caravan.

Unter den für den Schmuggel nach Norwegen vorgesehenen Gebrauchtwagen sind überwiegend deutsche, schwedische, englische und französische Modelle. So auch dieser Ford Taunus.

Viele Transporter liegen hier im Wald.

Der Rost am Kadett B ist von der Wagenfarbe kaum zu unterscheiden.

Dieser VW T1 ist schon gut bemoost. Jetzt noch ein paar Sonnenblumenkerne in das Moos gesteckt und schon ist die gute alte Flowerpowerzeit wieder da. Als wäre nie etwas gewesen...

Der VW 1500 wurde schon stark geplündert.

Dieser T1 steht im Bereich der entlagerten Autohalde. Dementsprechend wurde er geplündert.

Dieser selten schöne Ford Anglia wurde nicht mehr nach Norwegen gebracht und ist nun im Boden eingewachsen.

Der tief im Kraut eingewachsene Ford Taunus wurde geplündert und demoliert.

Auf einer Wiese vor dem Haupthaus stehen in Reihe und Glied die Fahrzeuge, die nach Norwegen transportiert werden sollten. Es sind einige hundert. Heute schön verblichen, vom Rost angenagt und zum Teil ihrer Teile entraubt. Der VW Typ 3 bietet ein schönes Fotomotiv.

Hier vergammeln ein Buckel-Volvo neben einem Opel Olympia Rekord. Zwei Automarken, die hier viel vertreten sind.

Der BMW 02 war der einzige BMW, den ich auf dem Gelände gesehen habe.

Bei diesem Käfer überzeugte mich der stark verrostete Boxer im Heck.

Selbst LKWs, wie dieser Scania, wurden hier entsorgt.

Wobei wir mal einen Sprung zu den großen Schrotthaufen machen.

Mit diesem Bus kam sicher keine organisierte Reisegruppe nach Båstnäs um die Wracks zu fotografieren.

Es geht aber noch eine Nummer größer. Bei diesem Hauber-Bus mit Rechtslenker glaubte ich erst ein schweizer Saurer Postauto liegt hier.

Aber es handelte sich doch um ein anderes Modell. Warscheinlich ein Volvo LV 84. Die Fahrtzielanzeige wäre fast noch intakt gewesen. Auf älteren Fotos ließt man noch, dass die letzte Fahrt in Östervall Skog endete.

Das Holzdach ist schon ein schönes Relikt. Das Fahrzeug aus den 30er Jahren ist aber ein schönes Beispiel des einstigen Linksverkehrs in Schweden.

Das aufgerissene VW T1 Wrack bietet einen schönen Einblick in den Fahrzeuginnenraum.

Diese einst stolze und heute in den Boden versunkene Limousine bietet wieder ein schönes Stillleben vor den verfallenen Schuppen.

Passend dazu noch diese Detailansicht.

Ein sehr schönes Bild bot dieser Ford Popular zwischen den zwei Birken.

Von der Sonne ins Spotlicht gesetzt, wirkten die zwei übereinandergestapelten Ford Taunus "Badewannen" fast schon ein wenig mystisch.

Dieses Motiv hielt auch diese norwegische Fotografin fest.

Ein anderer Fotograf beschäftigt sich mit einem vom Zahn der Zeit angenagtem Buckel-Volvo.

Bei der einzigartigen Motivwahl kann man sich hier tagelang beschäftigen.

Käferstau in der schwedischen Wildnis.

Bei diesem Motiv überzeugte ich der guterhaltene SAAB-Schmutzfänger.

Die kleine Familie von Austin A30 stirbt hier in aller Schönheit.

Wobei mir dieser schräggestellte Baby-Austin am besten gefiel.

Wie lange mag dieser VW Transporter seine Last noch tragen?

Dieser Käfer hat eins aufs Näschen bekommen. Er hat aber die Aufprallenergie elegant nach unten weitergegeben.

Was mag sich wohl hinter dem Baum verstecken?

Vergesst die Ludolfs! Gegenüber diesem Schrottplatz sind sie Kinderkacke!

Nun kommt die Rubrik lustiges Automarkenraten. Für 10 Richtige Antworten gibt es den toll aus dem rostigen Schrott vorblinkenden Chromgrill des Ford Prefect.
Aber beim Raten nicht die wunderschön aus dem unterem Wrack wachsende Birke übersehen.

Es ist aber erstaunlich, wie unvergänglich der Chrom an den Wracks ist. Selbst nach Jahrzehnten blitz und blinkt hier noch alles.

An diesem längst vergammelten Ford Thames Freighter ist die Firmenaufschrift des einstigen Besitzer noch schön lesbar.

Dieser Ford Prefect wurde vom Zahn der Zeit schon übel zugerichtet. Aber auch er liefert ein traumhaftes Wrackmotiv.

Das Fahrrad scheint wohl älter als das Wrack daneben zu sein. Schönes Stillleben vom einstigen Leben auf dem Schrottplatz.

Wie eingebrannt überleben der Blitz und die Buchstaben auch nach dem gewaltsamen Entfernen noch das Ende ihrer Zeit.

Wechselbuchstaben. Eine elegante Kennzeichenlösung in Schweden der 50er Jahre.

Der letzte Auftrag lautete: "Hol mal ein paar Taunus-Ersatzteile!". Aber sicher war nichts vernünftiges mehr da...

Bei all unseren menschliche Frevel an der Natur sollte uns eins immer bewusst sein. Mutter Natur ist immer stärker als wir und holt sich ihr Reich zurück. Sie wird sich nie von uns beherrschen lassen!

Selbst den schlimmsten Frevel den wir Menschen der Natur antun - den brutalen Raubbau von Bodenschätzen - überlebt sie und verwischt die Spuren weit nach unserem Tod. Auf diese Erkenntnis kam ich nachdem ich mit meinen Kumpels durch die vom Bergbau geschundene Landschaft des Harz gekrochen und geklettert bin. Wenn die Natur selbst die Narben des Bergbaus heilt, kommt sie mit diesen mehr als 1000 Autowracks auch noch klar. Nur ein paar Jahrzehnte nachdem das Leben auf diesem Gelände aufgegeben wurde, zeigen sich folgende Bilder.

Dieses Wrack wird von einer Fichte langsam verschlungen.

Einige Birken umschlingen diesen Opel Rekord. Wobei eine Birke schon mal die Beifahrertür öffnete, damit der Rost noch besser zupacken kann.

Dieses einst schöne Fahrzeug mit Panoramafenstern wird von Pflanzen umwuchert.

Selbst der Mercedes, der auf der freien Fläche vor dem Haupthaus parkt, wird bereits von einer Kiefer bedrängt.

Elegant suchte sich diese Birke den Weg hinter der Lampe vom B-Kadett ins Freie und wird in ein paar Jahren das Fahrzeug auseinandersprengen.

Unglaublich ist diese Fichte. Sie suchte sich ihren Halt auf der Motorhaube eines Wracks. Wie ihr Werdegang der nächsten Jahrzehnte sein wird, ist wohl ungewiss aber sehr interessant.

Zwischen mehreren Wracks bahnte sich dieser Baum sein Weg in die Höhe und drückt den Schrott auseinander.

Auch diese Fichte wird ihre Kraft nutzen und bringt etwas Bewegung zwischen den Volvo und Opel.

Gleich vier Bäume bedrängen dieses Wrack.

Wobei die durch den Motorraum wachsende Fichte in den nächsten Jahrzehnten richtig Schaden am Auto macht.

Hier bildet die Natur im Umgang mit unseren Schrott ein unglaubliches Bild.

Beim Volvo wächst inzwischen ein gut verzweigter Baum durch den Motor.

Der Werdegang dieser Birke durch die Bestandteile des Transporters in nahezu unglaublich und sehr beachtenswert.

Auch durch den Innerraum dieses Volvos bohrten sich eine Birke in die Freiheit.

Es wirkt als wäre die Birke ein fester Bestandteil des Autos. Wie ein Rammgeweih vom Typ "Wilder Geissbock" wächst sie hervor.

Von der Seite erkennt man dann den Werdegang des Baums.

Dieser Buckelvolvo wurde auch Heimat eines kleinen Bäumchen.

Im Inneraum des Peugeot wächst gleich ein ganzer Busch. Wie in einem Gewächshaus lebt er hell und Witterungsgeschützt. Elegant bahnten sich einige Zweige ihren Weg in die Freiheit durch die Türgummis.

Eine ganze Kultur von Gräsern und Sträuchern bewuchert den Käfer.

Wie in den Armen einer Krake ist diese Wrack gefangen.

Im Motorraum diese Autos fand ein ganzes Ameisenvolk seine Heimat.

Zudem werden viele Wracks unter den abgebrochenen Ästen und Bäumen begraben. Schließlich herrschen in diesem vor mehr als 25 Jahren verlssenen Gehöft die Gesetze der Wildnis. Jeder nach 1990 geschaffene Nationalpark in Deutschland träumt davon!

Von diesem Taunus ragen nur noch die Frontpartie aus Altholz und Buschwerk. Jeder, der so wie wir zu hause Kleinsäuger und Vögel ein Lebensraum und Brutquartier schafft, weiss was hier für ein Leben blüht. Zaunkönig, Rotschwänzchen und Co freuen sich über ihre ungeahnte Vielfalt an Bruthöhlen. Während unserem Besuch fielen mir die Ruflaute von Gimpel und Meisen auf.

In den Sommermonaten ist dieses Wrack sicherlich verschwunden. Den sehr aufmerksamen Betrachter fällt dann vielleicht noch der toll blinkende Chromgrill auf. Deshalb kann ich jeden, der ein Interesse an diesem Platz hat, nur den Spätherbst empfehlen. Wir hatten mit dem sonnig, frostigen 29. Oktober 2012 sehr viel Glück. Frostig sollte es sein. Denn so läuft man trocken und schlürft nicht durch den Schlamm.

Völlig Erschlagen! Breit! Aus! Das war es für den VW Typ 3. Im Sommer unsichtbar, in einigen Jahrzehnten verschwunden. Was hatte er für eine Geschichte? Wem hat er gehört? Was haben sein Besitzer mit ihm erlebt? Das sind Fragen, die sich immer meine Freundin stellt.

Am Ende kommt die Vermoosung.

All den ganzen Wracks die sich glücklich fühlen, da sie nicht von Bäumen erschlagen, durchbohrt, gesprengt oder bedrängt wurden, bringt das Moos ihr Ende.

Wie ein Geschwür haftet die Säure suchende Pflanze an ihnen und beschleunigen den Verfall und das Ende.

Wie ein Trollkönig wirkt das SAAB-Wrack mit seinem pelzigen Kleid.

Der Verfall ist unübersehbar und stärkere Bauteile, wie die Spiralfeder, bohren sich in die Freiheit.

Das Moos ist das Übel jeglicher von Menschenhand sorgsam gefertigter Karosserie.

Was für mich als Wrackjäger aber neu war, ist der Bewuchs durch Flechten. Wie Geschwüre wuchern sie am Blech des Mercedes.

Trotzdem gibt es Wracks, die all diesem Übel entkommen. Aber ihnen droht der Tod durch Versinken im Erdreich! Ein grausamer Tod! Gleich wie den Lebenwesen, die heute als Fossilien gefunden werden.

Aber was wird mal aus unserem Astra? Mit 211.000 absolvierten Kilometern schenkte ich ihn meiner Freundin. Da war er fünf Jahre alt. Es ist so ein gutes und treues Auto, dass ich es vorzug mit ihm, statt mit meinem 2011 gebauten Astra Sportstourer die weite Winterreise zu den Lofoten anzutreten. Beim Kilomerterstand von 218.450 überquerten wir heute bei eisglatter Fahrbahn den Polarkreis. Meine Freundin meint, sie könnte ihn sicher noch acht Jahre fahren. Und dann? Russland, Naher Osten oder Afrika. Wird er mal so ein schönes Wrackstillleben, wie sein gut 40 Jahre alter Vorgänger, abgeben?

Falls Jemand ein Interesse an dem einen oder anderen Fahrzeug hat, der Kanister mit dem Kraftstoff steht schon bereit!
Da stellt sich bei diesem Anblick doch die Frage der Umweltverträglichkeit von so einem Platz. Warum wird bei unserer modernen, umweltfreundlichen Ökogesellschaft dieser Platz nicht endlich mal beräumt? Man könnte die Frage mit der Gegenfrage beantworten, die in unserer Gesellschaft noch wichtiger ist: "Wer soll das bezahlen?!" Aber darum geht es noch nicht mal. Die meisten Wracks sind sogar soweit verwertet, dass sie direkt zum Hochofen gebracht werden könnten. Aber vielmehr ist eine Beräumung dieses Platzes aus logistisch Gründen einfach unmöglich! Denn Båstnäs ist nur über eine 20km lange Sandpiste erreichbar, an der gut Zweidutzend Familien ihr Anwesen geschaffen haben. Wieviel Lastwagenladungen benötigt werden um die über 1100 Wracks, egal ob im Ganzen, gepresst oder in Einzelteile zerstückelt, abzutranspotieren, kann sich Jeder selbst ausrechnen. Die Anwohner werden sich anhand der Lärm- und Dreckbelästigung sehr erfreut zeigen und die Sandpiste ist danach nicht mehr zu gebrauchen! Sicher! Es gibt schwedische Umweltaktivisten, die diesen Platz bekämpfen. Denn ein Tropfen Öl vernichtet... Ja ich weiß es nicht genau... man sagt ein Qubikdezimeter Erdreich. Wie die Natur hier stirbt, beweisen die Fotos. Denoch! In der Nähe liegt der wundervolle See Foxen. Dummerweise ist er auch noch über den Dalslandkanal mit halb Süd- / West Schweden verknüpft. So kann der Bilkyrkogården i Båstnäs doch noch mal zu einem lokalen Umweltproblem führen. Aber während hier die Wracks friedlich vor sich hinsterben, gab es bereits zwei atomare Supergaus, die in einer unübersehbaren globalen Katastrophe endeten. Und bevor die 1100 Wracks die von mir angesprochenen lokalen Probleme verursachen werden noch das eine oder andere heiß geliebt AKW wegpuffen.
Und bevor die Umweltaktivisten weiter die lokale-, überregionale- und Staatsregierung zum Handeln bewegen, oder einen der Nachfahren der Gebrüder Ivansson haftbar machen wollen, sollten sie lieber mal diesen einen Kanister mit ca. 15 Liter Öl oder Brennstoff entsorgen. Das macht keine Mühe und kostet kein Geld. Genau an dieser Stelle muss gehandelt werden, bevor sich mal ein Idiot findet, der den Kanister an Ort und Stelle entleert. Denn dann sind mit einmal ein Qubikmeter Erdreich so verseucht, was zehn Wracks in fünfzig Jahren nicht schafften!

Am Ende möchte ich noch die Frage klären, wie man diesen einzigartigen Ort findet. Das ist relativ einfach. Båstnäs liegt in der Region Värmland und ist über die E 18, der Fernverbindung Stockholm - Olso, erreichbar. Dierekt im Grenzort Töcksfors findet man unweit der Brücke über den Dalslandkanal den Abzweig nach Fågelvik. In Fågelvik endet auch die asphaltierte Straße und man muss einfach auf der anschließnenden Sandpiste 20km weiter durch die Wildnis fahren. Bevor man den Glauben an die Wracks und den mystischen Ort aufgeben will, sind sie plötzlich da. Erst der einer oder andere Lastwagen, dann eine kleine Halde, dann einige Wracks am Wegesrand und dann kommen die ersten verlassenen Häuser und die große Wiese, die einer Wüste von Schrottautos gleicht. Selbst mir als erfahrener Wracksjäger fiel die Farbe aus dem Gesicht. Meine Freundin meinte nur, "Der schöne Wald! Das ist jetzt doch schon Frevel!" Ein wirklich unglaublicher Ort!

Es gibt eine Sache die mich wirklich sehr traurig macht. Im Jahr 2009 brachte mich mein ehemalige Arbeitskollege Etienne auf das phantastische Hobby der Wracksuche. Im Januar 2010 waren wir ohne es zu wissen nur 25 km von diesem Ort entfernt und kauften im Outlet des Grenzdorf Töcksfors noch ein. Es wäre für uns ein unglaublicher Spaß gewesen zwischen diesen Wracks zu spazzieren. Aber Etienne, ich fand nach langer, langer Suche nur einen Citroen. Ein DS. Kein 2CV, kein 11CV und auch nicht den langgesuchten 22CV;-) Mit meiner Freundin fand ich inzwischen eine gute und treue Begleiterin. Nach 2 Stunden fragte ich sie mal, "Ist dir langweilig?" - "Nein das ist absolut spannend!" war ihre Antwort.

Foto + Text: André Breutel / Fauske, 31.10.2012

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