1. Feuerwehrfest
in Interlaken; 18. - 20. Mai 2012

Interlaken ist als zentraler Tourismusort der Jungfrauregion weltbrühmt. Seit Jahrzehnten reisen jährlich tausende Besucher von allen Kontinenten in die Stadt zwischen dem Brienzer- und Thuner See. Doch auf dem Foto, was am 18. Mai vom Harder Kulm aus aufgenommen wurde, ist am Flugplatz schon ein großes, weißes Festzelt zu erkennen, was auf eine sensationelle Veranstaltung hinweist, die mit dem Tourismus kaum was zu tun hat.
Denn am Wochenende vom 18. - 20. Mai zog Interlaken einmal nicht nur die Touristen in seinem Bann, sondern es pilgerten tausende Feuerwehrleute, Brandschutzinteressierte, Actiongeladene, Oldtimerfans und Neugierige zum 1. Internationalen Feuerwehrfest in die Stadt zwischen den Seen.


Organisiert wurde die Veranstaltung im Patronat mit Schweiz. Dem Feuerwehrverband Swissfire, Feuerwehrverband Kanton Bern Bernfire, Feuerwehr Bödeli-Interlaken, Gebäudeversicherung Kanton Bern und dem Interlaken Tourismus.


Für das gesamte Wochenende verprach das Orga-Team seinen Gästen unter dem "CODE 3800": "ACTION, FUN, MUSIC und FIREFIGHTERS"

Im einzelnen waren das: Eine große Feuerwehrmeile mit einer sensationellen Technikausstellung,
Live Demonstrationen zur Brandbekämpfung und Lebensrettung,
Helicopterpräsentationen und Rundflüge
Sowie ein großes Feuerwehrdorf mit Händlermeile, Sammlerbörse und Live Musik jeglicher Art. Von Feuerwehrcombos über Marschzüge bis hin zu den Schürzenjägern und der Hermes House Band war für jeden Geschmack was dabei.

Uns zog aber mehr die Fahrzeugmeile an und passend zum Inhalt dieser Website möchte ich hier die historischen Feuerwehrfahrzeugen vor Ort präsentieren.

Allen voran die schweizer Modelle. Kaum woanders findet man Feuerwehrfahrzeuge aus schweizer Produktion. Hier ein MOWAG W200.

Etwas bulliger und kräftiger der MOWAG W300. Hergestellt wurden die Fahrzeuge bei der Motorwagenfabrik Kreuzlingen (TG) und basieren jeweils auf Dodge-Chassis mit dem dazugehörigen Aggregaten.

Dies ist ein weiteres interessantes Fahrzeug. Dieser Chevrolet K2503 aus dem Jahr 1964 stammt ebenfalls aus schweizer Produktion. Gebaut wurde er im GM Werk Biel/Bienne. Das Fahrzeug gehört der Feuerwehr Kilchberg.
Die Highlights für mich waren aber wieder die Saurer. Von den Lastwagen aus Arbon bin ich ein begeisterte Fan und der Saurer 4C ist für mich der optisch gelungenster Lastwagen aus europäischer Produktion.

Zunächst die Saurer 4C Automobil-Drehleiter von 1939. Der Aufbau stammt vom Carosseriebau Gebr. Tüscher & Co aus Zürich. Im Einsatz war das Fahrzeug von 1939-1972. Die Leiter hatte eine Länge von 30m. Zudem hatte das Fahrzeug im Einsatz eine 6-Mann Besatzung.

Daneben wurde die Saurer 4C Automobil-Spritze von 1939 ausgestellt. Auch dieser Aufbau stammt vom Carosseriebau Gebr. Tüscher & Co aus Zürich und war von 1939-1972 im Einsatz. Ausgestattet war das Fahrzeug mit einer Zentrifugalpumpe von Diebold aus Baden und hatte eine 10-Mann starke Besatzung. Beide Fahrzeuge gehören der Feuerwehr der Stadt Zürich.

Das Züricher Saurer-Duo wurde weiterhin verstärkt von einem VW 1302 aus dem Jahr 1972.

Als Dritter Saurer im Bund steht hier die Saurer N4C Drehleiter aus dem Jahr 1941. Der Aufbau stammt von Magirus aus Ulm. Die Drehleiter hat eine Länge von 40m. Angetrieben wir das Fahrzeug von einem 6-Zylinder Saurer CT1D mit 7980 ccm und 100 PS. Seinen Dienst absolvierte das Fahrzeug bei der Feuerwehr Bern und ist heute im Privatbesitz. Passend daneben eine Magirus-Deutz-Drehleiter.

Gleich am Anfang stand dieser wunderschöne Feuerwehroldtimer zu dessen Typ ich leider nichts schreiben kann.

In Saint Croix tat die Daimler-Benz Pumpe aus dem Jahr 1954 ihren Dienst.

Vor der wunderschönen Alpenkulisse steht hier ein weiteres Daimler-Banz Löschfahrzeug zur Schau.

Bei der Feuerwehr Stadt Diessenhofen war dieser Magirus-Deutz S3500 Schlauchwagen mit Motorpumpe im Einsatz.

Es waren sehr viele Magirus-Deutz Modelle vertreten. Das ist auch von einem der größten Feuerwehrgerätehersteller Europas nicht verwunderlich. Hier ein weiterer "Eckhauber". Diesmal von der Feuerwehr Emmen.

Die Feuerwehr Düdigen ist hier mit ihrem Magirus-Deutz S3500 unterwegs.

Wunderschöne Magirus-Deutz Rundhauber mit unterschiedlichen Aufbauten waren auf der Fahrzeugmeile zur Schau gestellt.

1951 stellte Magirus-Deutz die völlig neu gestalteten Lastwagen vor. Da sie über einen luftgekühlten Dieselmotor verfügten und der kantige Wasserkühler entfiel, bekamen sie ihre markante Form, die sich deutlich von den Modellen der Konkurrenz abhob und ihnen den Namen "Rundhauber" einbrachte. Je nach Tonnage erhielten sie die Bezeichnung S 3500 - S 7500. Es ist selbstverständlich, dass die Magirus-Deutz Modelle auch vielseitig mit Magirus Feuerwehrtechniken kombiniert und vertrieben wurden.

Dieses Fahrzeug hat zwar auch eine runde Haube, ist aber kein Magirus-Deutz, sondern ein Opel Blitz. Genauer gesagt ein Opel Blitz 1,75to - 330. Leider kann ich nichts weiter zum Feuerwehraufbau schreiben. Mein Freund Ohms aus Perleberg schenkte mir vor Jahren zum Geburtstag ein wunderschönes Buch über Opel Feuerwehrfahrzeuge. Dies steht aber grad 700 km nördlich von mir im Bücherschrank und kann mir grad nicht dienen. Nur soviel kann ich schreiben. Dieser 1,75 to wurde 1960 gebaut und von der Feuerwehr Nidau in Betrieb genommen. Bis zum Januar 2001 war er hier im Einsatz. Danach wurde er verkauft. 2009 bekam der Feuerwehrverein Nidau Ipsach das Angebot zum Rückkauf. Das Fahrzeug wurde daraufhin gekauft, aufwendig restauriert und gehört nun zum Bestand des Vereins, wo es früher jahrzehnte lang seinen Dienst absolvierte.

Ein ziemlich seltenes Opel Blitz Modell ist der Blitz 1,9 to Typ 3000 aus dem Produktionszeitraum 1960-1963. Dieser 1,9 to Typ 3000 wurde 1961 geabaut und gehört dem Feuerwehrverein Möhlin.

Der Opel Blitz 3 to aus dem Jahr 1940 diente von 1955-1994 der Feuerwehr Schaffhausen. Heute ist er als Oldtimerfahrzeug für die Schaffhausener Feuerwehr unterwegs. Das Fahrzeug stammt aus einer seltener Serie mit geteilter Frontscheibe.

Ein Borgward b611 Löschfahrzeug sieht man heute auch sehr selten. Es gehört der Feuerwehr Suhr.

Aus dem Jahr 1959 stammt dieser VW T1 der Feuerwehr Interlaken.

Sie wirken fast schon wie amerikanische Brüder. Rechts der schweizer MOWAG W300 und links der amerikanische Dodge 4x4 aus dem Jahr 1944.

Der Dodge gehört der Feuerwehr Heimberg. Amerikanische Modelle waren bei der schweizer Feuerwehr keine Seltenheit.

Hier ein Dodge Power Wagon aus dem Jahr 1947.

Am Eingang zum Feuerwehrdorf stand ein weiterer Dodge 4x4.

Dieser Dodge RAM Wagon der 1. Serie ist bei der Feuerwehr Kestenholz im Einsat. Auf dieser Basis baute MOWAG den B300 4x4.

Der Willys Jeep war einst Markenzeichen des US-Millitärs der 40er und 50er Jahre und ist somit in vielen Teilen der Erde hängengeblieben. Zu dieser Generation gehört sicher auch der Williy MB vom Feuerwehrmuseum Bern mit passendem Anhänger.

Die spätere Generation vom Willys Jeep wurde im großen Rahmen vom schweizer Millitär genutz. Somit sind heute in der Schweiz zahlreich Willys vorhanden, die ihren Dienst in vielen Bereichen taten.

Willys Overland produzierte aber auch reine Löschfahrzeuge wie hier das DLF Willys Jeep aus dem Jahr 1958.

Einen weiteres LF Willys Jeep brachte die Feuerwehr Goldach mit nach Interlaken.

Eine schöne Rarität ist dieser Willys FC-170 aus dem Jahr 1963. Als Pioneer-Fahrzeug war der Willys von 1963-1993 bei der Feuerwehr Pfäffikon im Einsatz. Seit 1994 gehört er dem Feuerwehrverein Pfäffikon, wo das Fahrzeug teilrestauriert wurde.

Dieser Willys Jeep FC wurde inzwischen zum Durstlöschfahrzeug umgebaut. Die Bar im Heckbereich diente mir zum Selbstpoträt.

Zwei Willys nehmen einen Land Rover in die Mitte.

Irgendetwas stimmt mit diesem Land Rover nicht. Ich war ja mal Besitzer solch eines Dinges und interessierte mich sehr für die Geschichte des "Britisch Elends". Also, optisch ist es ein LR 109 der Serie III von Leyland. Zu erkennen an den vor den Radkästen angegliederderten Scheinwerfern. Aber in Dienst wurde das Fahrzeug 1970 genommen. Zu dieser Zeit war noch die Serie II aktuell. Das heisst, die Scheinwerfer müssten neben dem Grill angeordnet sein. Nun frag ich mich, ist es ein Sondemodell, kurz vor seiner Zeit oder wurde gebastelt.

Nichtsdestrotroz, das ist ein unangefochtener Land Rover Defender 110. Achso, 88 oder 90. 109 oder 110. Ja, es gibt auch noch den LR 130. Dies ist der Achsabstand in Inch, worauf sich die Typenbezeichnung bei Land Rover stützt.

Aus österreichischer Produktion stammt der Puch 240.

Es wir immer moderner und plötzlich kommen die ersten Italiener ins Spiel, die ab den 80er auch super Technick in allen Bereichen auf den Markt brachten. Hier der 4x4 Iveco Massiv.

Und plötzlich kamen auch die klassischen Feuerwehrgerätehersteller und Lastwagenproduzenten aus Ulm nicht mehr ohne Italo-Technik aus! In intereuropäischer Fussion wurde dann unteranderem ein sensationelles Löschfahrzeug kreiert, was dem Namen Iveco Magarius-Deutz trug.

Wo wir jetzt bei der modernen Technik angelangt sind, kommt nun das Non Plus Ultra. Dieses moderne Gerätefahzeug auf der Basis eines 8x8 Daimler-Benz lies wohl jedes Herz eines Feuerwehrmannes hochschlagen. Leider bin ich Autofan und ging sehr schlampig mit den Recherchen zur Feuerwehrtechnik um. Sonst könnte ich jetzt sagen, von welchem Ausstatter diese einzigartige Technnik stammt.

MAN Löschfahrzeuge dürfen bei so einer Technikpräsentation nicht fehlen. Unterschiedliche MAN-Modelle waren ausgestellt.

Während im Feuerwehrdorf die Feuerwehr Zurzach unter realen Bedingungen zum Einsatz ausrückt und die Bekämpfung eines Tanks mit hochexplosiven Flküssigkeiten vor gut eintausend Zuschauern demonstriert...

...öffnete das Gate zur Helicopterbesichtigung, was wir uns und viele andere Besucher nicht entgehen liessen. Wo hat man schon mal die Gelegenheit die Helis hautnah zu betrachten.

Der KAMOV KA 32 A 12 der Heliswiss mit den zwei übereinander angeordneten Rotoren war schon ein Brüller.

Der absolute Publikumsmagnet jedoch war der Super Puma des schweizer Millitärs. Gebaut wird der Heli bei AEROSPITEALE in Frankreich und dient als Transport und Rettungshellicopter.
Wie man dem Anstrich ansieht, wird er natürlich vom Millitär genutzt. So möchte ich dieses Bild auch meinem jugendlichen Kollegen und guten Freund Florian widmen, der auf solch einer Maschine seinen Wehrdienst leistet. Er dient als Gruppenführer in einer Tessiner Spezialeinheit, die mit dem Super Puma hinter die Fronten fliegt, abgeseilt wird, Gefangene befreit und sie rausholt. Wie im Film! Seine jugendliche Bereitaschaft kombiniert mit der Ausbildung hilft mir in meinem Job wahnsinnig weiter. Im Spätsommer erzählte er mir ganz aufgeregt, er muss zum WK! Ende Herbst trafen wir uns in Dänemark wieder. Meine erste Frage war, "Hoi Floh, wie war der WK?" Ernüchternt und leicht enttäuscht antwortete er; "Viel zu wenig Munition! Nicht eimal mit dem Super Puma geflogen!"

In der Luft sehen die Helis am besten aus!

Aber wieder zurück zum Sinn der Veranstallung. Hier einer der modernsten Rettungshelicopter der Schweiz.

Das schweizer Millitär stellte auch seine Technik zur Schau. Der Saure 6DM 6x6 ist beim Millitär weitverbreitet.

Von iteressierten Zuschauern dicht belagert, war das MOWAG Schiesskommandofahrzeug.

Bei unserer Abreise über den Brüningpass trafen wir noch mal auf das Trio aus Zürich, die ihre Fahrzeuge grad zu einem schönen Foto aufstellten.
Ich nutzte gleich die Möglichkeit und fotografierte die schönen Saurer 4C noch einmal.

Einige Feuerwehroldtimer haben wir am gesammten Wochenende noch gesehen. Selbst als wir beim Abendessen auf der Terrasse von unserem Hotel saßen, konnten wir Teilnehmer vom Fest sehen, als die Feuerwehr Mutschellen mit ihrem Magirus-Deutz Rundhauber vom Feuerwehrfest nach hause kam.

Foto + Text: André Breutel / Widen, 01.06.2012

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